
Nach einer erholsamen Nacht - mal abgesehen von meinen Sägekünsten (liess ich mir sagen) - genossen wir unser Frühstück draussen auf dem Sitzplatz. Auch wenns noch kühl war, die Sonne war schon am Start - und die Steinböcke auf den nahen Bergmatten auch; wenn auch weit weg und kaum zu sehen.
Um 9 Uhr zogen wir los, wir wollten es langsam angehen lassen und bloss mal den "Helsana Trail" spazieren. Der führt dem Inn entlang; in zwei Varianten: 5 km oder 17 km. Wir wollten ja bloss spazieren, so nahmen wir den langen Weg, der eine Zeitlang auch auf dem Inntal-Radweg entlang führt. Zuerst kurz durch den Wald und dann ne ganze Weile zwischen den Wiesen, mal mehr, mal weniger dem mäandrierenden Fluss entlang. Also mit meinem Rockhopper könnte ich mir sehr gut vorstellen, den Radweg zu fahren bzw. den Fluss zu begleiten (einfach mal so als Gedanke). Aber ich schweife ab. Irgendwann kamen wir dann an die Biegung, wo unserer Meinung nach der kürzere Weg abbiegen sollte. Sprich: Wir liefen weiter geradeaus, wobei die Beschilderung höchst bescheiden war. Mal lag eine Trail-Wegweiser einfach so achtlos neben der Wanderweg-Stange. Mal wieder fehlte er ganz. Die Velorouten- und (Winter)wanderweg-Schilder waren allesamt vorhanden; immerhin! Wir liefen und liefen. Mal ging es rauf, dann wieder runter. Als wir gefühlt bald mal die Hälfte hatten bei "Sur En", sollte eigentlich wieder ein Schild kommen, welches eigentlich anzeigen sollte, wo die letzte Schleife des grossen Trails durchführen sollte. Aber lauter Nix! So überquerten wir die Brücke und folgten dem Wanderweg-Schild, welches heimwärts zeigte, also Sent und Scuol.
So liefen wir nun auch wieder rechts dem Fluss entlang, bloss halt in die andere Richtung. Schon bald führte der Weg von der Schotterstrasse weg, durchs Unterholz und dann auch zügig bergan, Richtung Sent. Was gab es da alles zu sehen: Unglaublich viele Schmetterlinge, wunderschöne Blumen aller Art. Von der Heidenelke über Bergaster, Fetthenne, Schafgarbe, Kugeldistel, Hufeisenklee und und und. In den vielen Dornbüschen, Vogelbeersträuchern und Schlehen zwitscherten zahllose Vögel. Von Tannenmeisen, Schwanzmeisen, Kohlmeisen, Schwarzspecht, Eichelhäher, Bachstelze, Kormoran, Graureiher, Krähen, Bussarde, Turmfalke, Mönchsgrasmücke und viele mehr. Leider konnte ich ein paar Arten nicht sehen, bloss anhand des Gesangs vermuten, wie etwa Gimpel, Buchfink, Zilpzalp, Bergstelze.
Und ganz speziell war ein Erlebnis: Uns kam mitten auf dem Weg, ganz nah über den Boden geschossen, ein Sperber (nehme ich jetzt mal an) entgegen und wandte sich quasi im letzten Moment vor uns zur Seite ab und stieg auf. Das ging so schnell, dass ich gar nicht alle Details sehen konnte. Aber anhand der auf die Schnelle beobachteten Merkmale und seiner Grösse schliesse ich jetzt mal auf Sperber. Für einen Habicht war er zu klein, ein Turmfalke war es sowieso nicht und schon gar nicht Baumfalke oder Wanderfalke. So blöd, dass ich ihn nicht fotografieren konnte. Wir sahen auch nicht, wo er hinflug, weil gleich neben uns eine Kuppe war - vor einer Kiesgrube.
Wie auch immer. Wir liefen weiter und erreichten bald die Höhe bei Sent. Ab da ging es wieder stetig bergab, Scuol und unserem Zuhause entgeben. Es war inzwischen auch wesentlich wärmer als noch morgens. Man konnte bereits ins Schwitzen kommen. Unterwegs gönnten wir uns noch einen Schluck "Mineralwasser" an einem der Brunnen. Es gibt ja in Scuol und Umgebung mehrere Mineralwasser-Rundwege; spannend. Nach insgesamt 3 Std. mit spazieren, stehenbleiben, lauschen, fotografieren - und 13.5 km waren wir wieder zuhause und chillten den Nachmittag gemütlich in der Bergsonne. Morgen dann möchten wir hoch mit der Gondel und einen Panoramaweg wandern.
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